CHINESISCHE MEDIZIN
Dr. med. Adrian Renfer
Uralte stetig sich entwickelnde Medizin
Die chinesische Medizin hat eine Geschichte, die sich bis ins letzte Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen lässt.
Bis heute hat sie sich stetig gewandelt und ihren Wissensstand neuen Erkenntnissen der verschiedenen aufeinanderfolgenden Zeitepochen angepasst. Viele Ärztegenerationen über hunderte von Jahren haben ihr Wissen und ihre Erfahrung einfliessen lassen. So hat sie sich ständig weiterentwickelt. Sie ist in China immer noch ein integrierender Bestandteil im Gesundheitswesen und wird dort an Universitäten gelehrt und an Spitälern praktiziert.
Wichtig ist die traditionelle Diagnose
Eine wirksame Behandlung hängt ganz wesentlich von der korrekten Diagnose im Sinne der chinesischen Medizin ab.
Eine Diagnose im Sinne der westlichen Medizin mittels Blutanalyse (Labor) und bildgebenden Verfahren (Röntgen, MRI etc.) ist zwar hilfreich, aber nicht ausschlaggebend für die Behandlung mit Chinesischer Medizin.
Da bis ins 20. Jahrhundert technische Hilfsmitteln für die Diagnostik aus dem Westen kaum verfügbar waren, musste man sich mit klinischen Untersuchungen am Krankenbett begnügen. Das heisst, man musste die Sinne schärfen für die Krankheitszeichen, die der Kranke ja hat, optimal nutzen und interpretieren. Die chinesische Medizin funktioniert heute noch auf dieser Basis.
Die diagnostischen Methoden in der Chinesischen Medizin sind demnach:
- Befragen des Patienten über Auftreten, Dauer und Verlauf der Symptome der Krankheit
- Beobachten von ZUNGE, Hautbeschaffenheit und Gesichtsaudruck, von Körperhaltung und Bewegung
- Tasten von PULS und kranken Körperregionen auf Verspannungen und Schwellungen
- Horchen von abnormen Geräuschen bei der Atmung und Vedauung oder beim Sprechen (Keuchen, Husten, Darmgeräusche, Lautstärke der Stimme)
- Riechen von krankhaften Gerüchen
Klima und Lebenswandel
Unter Berücksichtigung äusserer Einflüsse wie Klima und Wetter, aber auch Ernährung und Lebenswandel, die auch in die Diagnose einfliessen, können verschiedene Therapiemethoden angewandt werden.
Therapiemethoden
Akupunktur ist bei uns die am weitesten verbreitete und am längsten bekannte Methode.
Sie eignet sich besonders für äussere Krankheiten, die durch klimatische Einflüsse (Wind, Kälte Feuchtigkeit) verursacht werden und welche die Meridiane betreffen, die in bestimmten Regionen Schmerzen verursachen: Hexenschuss, Schiefhals und viele andere akute und chronische Leiden des Bewegungsapparates. Aber auch Krankheiten der Inneren Organe wie Leber, Lunge, Niere, Verdauungsapparat, Stoffwechsel, funktionelle hormonelle Störungen, Nervensystem und psychische Störungen können günstig beeinflusst werden.
Moxibustion unterstützt dies durch Zufuhr von Wärme, die Beschleunigung und Verbesserung des Energie- und Blutflusses und letztlich damit auch den Stoffwechsel.
Schröpfen bewegt das Blut kräftig und löst Blutstauungen auf, die sich als schneidend scharfen oder stechenden Schmerz äussern.
Blutiges Schröpfen leitet auch Hitze und Ansammlung vonWasser aus (Dafür muss man vor dem Aufsetzen des Schröpfkopfes der Haut kleine Verletzungen setzen (z.B. mit Nadelstichen oder feinen Messerchen) Die Instrumente dazu sind das sog. Pflaumenblütenhämmerchen (Meihua Zhen) und der Schnepper.
Die chinesische Arzneimittel Behandlung ist in China viel weiter verbreitet als die Akupunktur und eignet sich für innere Krankheiten oder Krankheiten mit innerer Ursache besonders.
Diese äussern sich durch Funktionsausfall oder Störung der inneren Organe, z.B. durch Atemnot, Energieschwäche, Verdauungsprobleme, Kreislaufprobleme und vieles mehr. Auch psychische Krankheiten lassen sich mit Arzneimitteln behandeln.
Beratung: Wichtiger Bestandteil der Behandlung ist immer auch eine Beratung, die versucht, störende Einflüsse zu beseitigen und den Lebenswandel an die momentane Krankheitssituation anzupassen. Dies kann auch heissen, eine Arbeitsunfähigkeit zu bescheinigen, von sportlichen Tätigkeiten abzuraten oder solche zu empfehlen oder eine Anpassung des Speisezettels zu veranlassen. Auch die Verwendung bestimmter Gewürze kann manche Gesundheitsstörung beseitigen helfen.
Selbstverständlich gilt heute, dass die chinesische Medizin nur dann zur Anwendiung kommen darf, wenn vorher eine gefährliche oder lebensbedrohliche Situation ausgeschlossen wurde, die in unserer modernen westlichen Medizin effizient behandelt werden kann.
Andererseits kann die chinesische Medizin, sei es Akupunktur oder Arzneibehandlung, gut in Verbindung zur westlichen Medizin angewendet werden, um die Krankheitssituation zu verbessern. Beispielsweise kann die Rehabilitation nach einer orthopädischen Operation beschleunigt, die Nebenwirkungen einer Chemotherapie gemildert oder die Rekonvaleszenz nach einer schweren Infektion, die mit Antibiotika behandelt werden musste, unterstützt werden.
Wichtige Stationen in der Entwicklung der chinesischen Medizin
westliche Han Dynastie
206 v.Chr. bis 24 n.Chr.
Huang Di Nei Jing
Su Wen Ling Shu
Unbekannte Autoren
Innerer Klassiker des Gelben Fürsten
Einfache Fragen & Angelpunkt der Inspiration
Erste systematische Schrift über Krankheitsursachen und deren Behandlung
Erste systematische Schrift über Akupunktur
östliche Han Dynastie
25- 220 n. Chr.
Shang Han Za Bing Lun
von Zhang Zhong Jing
Nan Jing
Unbekannte Autoren
Erste Beschreibung von Krankheiten, die durch äussere Kälte-Einflüsse entstehen und die im Verlauf auf die Organe übergreifen und sich ev in Hitze-Syndrome wandeln. Empfehlung von Arzneirezepturen für die Behandlung
Klassiker der schwierigen Probleme; Weiterentwicklung der Akupunkturtheorie
Jin Dynastie
65-420
Zhenjiu Jia Yihing
von Huang Fu Mi
Systematischer Klassiker der Akupunktur
Zusammenfassung der bisherigen Literatur in 12 Bänden
Tang Dynastie
618 - 907
Qian Jin Yao Fang
Ashi Xue
von Sun SI Miao
Arzneirezepte, die tausend Goldstücke wert sind
Entdeckung der Triggerpunkte
Tang Dynastie
618 - 907
Qian Jin Yao Fang
Ashi Xue
von Sun SI Miao
Arzneirezepte, die tausend Goldstücke wert sind
Entdeckung der Triggerpunkte
Song Dynastie
960- 1279
Tong Ren Shu Xue Zhen Jiu
Tu Jin
von Wang Wei Yi
Illustriertes Handbuch der Akupunktur und Moxibustion mit 657 Punkten auf dem menschlichen Körper
Lebensgrosse Bronzestatue zur Lokalisation der Punkte bei Medizinalprüfungen
Yuan Dynastie
1271 – 1368
(Mongolen, Dschingis Kan)
Pi Wei Lun
Li Dongyuan
Bian Zheng Lun
Zhu Danxi
Betonung der Wichtgkeit der Milz und des Magens für die Gesundheit
Systematische Erhebung der Krankheitszeichen und Einordung in ein Muster
Ming Dynastie
1368 - 1644
Bencao Gangmu
Li Shizhen
Kompendium der Materia Medica in 52 Bänden mit 1892 Arzneien und 11096 Rezepturen
Qing Dynastie
1644 – 1911
(Mandschu-Dynastie, letzter Kaiser)
Wen Bing Lun
Ye Tian Shi und andere
Yi Lin Gai Cuo
Wang Qing Ren
Eine Kollektion verschiedener Artikel und Diskussionsbeiträge über Epidemien und Hitze- Erkrankungen
Korrektur medizinischer Irrtümer durch Sektion in Friedhöfen
Republik
1912 - 1949
Xue Zheng Lun
Tang Zonghai
Abhandlung über Blutungssyndrome (Blut- , Gefässkrankheiten, Gerinngungsstörungen, Thrombosen, Erytheme)